Der Effizienz-Resilienz TradeOff

Gibt es ihn? Wenn ja, wie damit umgehen?

Beitrag von IBCRM e.V Mitglied: Johannes Nickel

Seit mehr als 30 Jahren wird innerhalb der Betriebswirtschaftslehre zum Thema Resilienz geforscht. Stand heute ist der Literatur keine einheitliche Definition zu entnehmen, was unter Resilienz zu verstehen ist. Im British Standard 65000 – Guidance on Organizational Resilience wird organisationale Resilienz folgendermaßen definiert:

Organizational Resilience is the ability of an organization to anticipate, prepare for, respond and adapt to incremental change and sudden disruptions in order to survive and prosper

Es stellt sich die Frage, in welcher Beziehung das Streben nach Resilienz zu anderen Unternehmenszielen steht. Von besonderem Interesse scheint dabei die Fragestellung zu sein, inwieweit Resilienz und Effizienz zueinanderpassen. Die Herstellung von Effizienz ist die zentrale Aufgabe des Kostenmanagements eines Unternehmens. Auf umkämpften Märkten kann ein hohes Maß an Effizienz zu Wettbewerbsvorteilen führen. Generell wird mit einer Effizienzsteigerung ein positiver Beitrag auf das finanzielle Unternehmensergebnis assoziiert. Die Frage an dieser Stelle lautet: Ist Effizienz ein Anzeichen bzw. ein Nachweis für Resilienz oder das exakte Gegenteil?

Hierzu liefert die Wissenschaft erste Erkenntnisse. Dabei ist festzustellen, dass keine einheitlichen Ergebnisse vorliegen. Während einige Autoren einen Konflikt zwischen Effizienz und Resilienz ausmachen, kommen andere zu dem Ergebnis, dass eine komplementäre Zielbeziehung vorliegt. Eine Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse liefert ein genauer Blick auf die Operationalisierung von Effizienz und Resilienz innerhalb der verschiedenen Arbeiten. Hierbei ist festzustellen, dass insbesondere der Aspekt Resilienz unterschiedlich operationalisiert wird.

Als vielsprechende Handlungsalternativen zum Aufbau und Erhalt von Resilienz werden Maßnahmen angesehen, welche Redundanzen schaffen oder für Flexibilität sorgen. Redundanzen sind mit den negativen Attributen ineffizient und ineffektiv gekennzeichnet. Der Grund hierfür liegt an dem Übermaß an Ressourcen, auf welcher eine Redundanz basiert. Die positive Wirkung einer Redundanz kommt dann zum Vorschein, wenn die Funktionssicherheit des betrachteten Systems hierdurch gewährleistet wird.

Innerhalb von Unternehmen lassen sich verschiedene Formen von Redundanz aufbauen. Die hierzu erforderlichen Maßnahmen stehen überwiegend im Konflikt mit den Zielsetzungen des Kostenmanagements. In der Folge sind Abwägungsentscheidungen zwischen Effizienz und Resilienz durch die verantwortlichen Personen notwendig. Eine isolierte Verbesserung der Effizienz kann unter Umständen zu anfälligen Strukturen führen, welche wenig Widerstandskraft gegenüber schleichenden Entwicklungen und plötzlichen Ereignisse aufweisen.