Business Resilience – Die strategische Bedeutung unternehmerischer Widerstandsfähigkeit
Ein Bericht der 1. Fachkonferenz des IBCRM e.V.
Das im März 2017 gegründete Institut für Business Continuity & Resilience Management e.V. (IBCRM e.V.) feierte das einjährige Bestehen mit gleich mit zwei Veranstaltungen: Am 22. März 2018 fand im Gürzenich Köln die 1. Fachkonferenz unter dem Titel „Business Resilience – Die strategische Bedeutung unternehmerischer Widerstandsfähigkeit in der Zukunft“ statt. Einen Tag zuvor wurde im Rahmen einer Experten-Veranstaltung mit Teilnehmern aus Industrie und Wirtschaft ein Thesenpapier entwickelt, welches im Rahmen der 1. Fachkonferenz vorgestellt und diskutiert wurde.
Das Institut hat es sich zur Mission gemacht, das Thema Business Continuity & Resilience Management in der deutschen Wirtschaft für alle Interessengruppen zu positionieren, zu fördern und weiterzuentwickeln.
Resilienz in seinen unterschiedlichen Facetten
In diesem Zuge diente die 1. Fachkonferenz als Auftaktveranstaltung dazu, mit zahlreichen und teils interaktiven Vorträgen, Podiumsdiskussionen sowie Live-Votings das Thema Resilienz in seinen unterschiedlichen Facetten näher zu betrachten. Die Vorträge reichten dabei über organisatorische & Cyber Resilienz über die toolgestützte Verankerung selbiger bis hin zu Trends in diesem Gebiet. Themengebiete wie Risikomanagement, Business Continuity Management und Supply Chain Management sind ebenfalls näher beleuchtet worden, wobei die Teilnehmer all diesen aber bereits einen hohen Reifegrad zugewiesen haben. Daher stand insbesondere in den Diskussionsrunden die Verzahnung der einzelnen Themengebiete im Vordergrund. Denn trotz der zahlreichen Ansichten über Resilienz wurde recht übereinstimmend deutlich, dass die inhaltliche und konzeptionelle Verknüpfung der Themenfelder noch einiges an weiterem Verständnis- und Umsetzungsarbeit bedarf. Neben dem Vortragsprogramm galt es, in stilvoller Atmosphäre des Gürzenich mit zahlreichen neuen und alten Gesichtern der Community kräftig zu networken. Sponsoren präsentierten darüber hinaus ihre Dienstleistungen und Produkte.
Ergebnisse der Online-Umfrage
Vorbereitend für sowohl die 1. Fachkonferenz als auch die Experten-Runde am Tag zuvor, diente eine Online-Umfrage von Januar bis Februar 2018. Im Rahmen der Umfrage wurde erörtert, wie es um den Umsetzungsstand und die Entwicklungsperspektive der organisatorischen Resilienz in Unternehmen und Organisationen liegt. Diese Umfrageergebnisse stellten für die Experten die Grundlage für die Entwicklung des Thesenpapiers dar. Hierfür wurden die drei Perspektiven
– Einfluss der gesellschaftlichen Rahmenbedingen (Perspektive Unternehmensführung),
– Einfluss der Digitalisierung (IT-Perspektive) und
– Einfluss der Bildung, bzw. des Bildungssystems (Personal-Perspektive)
auf die unternehmerische Resilienz in der Zukunft näher beleuchtet.
Die von den Experten aufgestellten Thesen lauten wie folgt:
Einfluss der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aus Perspektive der Unternehmensführung
1. Business Resilience erfordert, aus jeder gesellschaftlichen und geopolitischen Veränderung sowohl Risiken als auch Chancen zu erkennen und abzuwägen.
2. Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern ein neues Toolset (z.B. Prognosen, Dashboards) des Business Resilience Managements.
3. Business Resilience ist im Rahmen der Globalisierung einem agilen und diversifizierten Risikospektrum ausgesetzt.
4. Die Unternehmensführung muss nicht nur auf plötzlich eintretende Ereignisse reaktionsfähig sein, sondern ebenso sich über einen längeren Zeitraum unmerklich etablierende Ereignisse erkennen können.
Einfluss der Digitalisierung aus Perspektive der IT
1. Digitalisierung resultiert in der Umkehr des IT-Outsourcing-Trends. Der Prozess „Digitalisierung“ ist vom ausgelagerten IT-Betrieb zu trennen und vollständig aus dem Unternehmen selbst heraus zu gestalten.
2. Die neue Form der Informationstechnologie, welche u.a. den Umgang und die Nutzung von künstlicher Intelligenz, Robotics, etc. beinhaltet, wird fundamentaler Bestandteil der Wertschöpfungskette sein.
3. Prozessverantwortliche müssen künftig ihr Profil erweitern – in Algorithmen denken und komplexe Datenstrukturen zielgerichtet analysieren können. Dies wird eine große Anzahl von Unternehmen vor eine schwer lösbare Herausforderung stellen, die damit jedoch bei Bewältigung einen Wettbewerbsvorteil für sich erzielen können.
4. Echte Digitalisierung erzwingt eine silofreie Denke und Umgebung. Voraussetzung dafür ist ein Systemdenker (Chief Resilience Officer). Der CRO denkt von den Konsequenzen her, genauso wie von den Risiken.
5. Die Rollen CEO, CIO und CRO (Chief Resilience Officer) werden hinsichtlich ihrer Verantwortung entweder neue Abgrenzungen benötigen oder miteinander verschmelzen und einen starken Fokus auf das strategische IT-Management und u.a. die Wortschöpfung durch die Nutzung von Daten legen müssen.
6. Es ist mit einer Verlagerung des Fachkräftemangels vom Programmierer hin zum IT-Designer zu rechnen.
Einfluss der Bildung/des Bildungssystems aus Personal-Perspektive
1. Das Bildungssystem muss Fachkräfte mit einem systematischen Gesamtüberblick hervorbringen, die befähigt sind, in einem dynamischen und multikomplexen Umfeld zu agieren. Mit Einsatz dieser Fachkräfte wird die Business Resilience von Unternehmen erhöht.
2. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern mehr Mobilität und flexible Arbeitsmodelle sowie -inhalte bieten, erzielen im Vergleich zu Unternehmen mit konträren Systemen eine höhere Business Resilience.
3. Es bedarf eines grundlegenden Umdenkens, um Mitarbeiter im künftigen Arbeitsumfeld mitzunehmen, zu begeistern und zu befähigen, um als Unternehmen resilient zu sein. Zum Beispiel muss sich der Recruiting-Prozess künftig immer mehr auf Fähigkeiten als auf Kompetenzen der Bewerber konzentrieren.
4. Es bedarf Führungskräfte, die authentisch ihren Mitarbeitern das sinnbildende Element ihrer Arbeit vermitteln können, um die unternehmerische Resilienz zu erhöhen.
Doch damit nicht genug, denn das Institut nimmt nun so richtig seine Arbeit auf. Die ab sofort jährlich stattfindende Fachkonferenz wird am 10. und 11. April 2019 in Frankfurt am Main in die zweite Runde gehen. Darüber hinaus bildet neben der Entwicklung eines Masterstudiengangs sowie einer Implementierungsnorm, die Bildung von Awareness für BCM und Resilience die Schwerpunkte des Vereins.