Organisationale Resilienz – ein erstrebenswerter Zustand

Expertengespräch mit Dominic W.

Am 26.10.2018 fand das 1. Expertengespräch des Instituts für Business Continuity & Resilience Management e.V. mit dem Titel „Die Gestaltung organisationaler Resilienz“ in Frankfurt am Main statt. In gemütlicher Atmosphäre wurden den Teilnehmern während der dreistündigen Veranstaltung die theoretischen Grundlagen der Themen Resilienz und biologischer Immunologie erläutert, um in einem weiteren Schritt mögliche Analogien zwischen der organisationalen Resilienz und dem menschlichen Immunsystem festzustellen.
Es wurde deutlich, dass der Vergleich zwischen den beiden vielfältigen Wissenschaften zahlreiche innovative Ansätze ermöglicht und in Teilen als Inspirationsquelle für Abläufe in Wirtschaftsunternehmen genutzt werden kann. Insbesondere das systemische Agieren des Immunsystems, welches stets Stabilität und einen festgelegten Soll-Zustand anstrebt, kann dem Resilienz-Denken prägende Grundlagen und Ideen bieten. Hierzu müssen sämtliche Faktoren des Systems einer Organisation (z.B. Kultur, Ziele, Fachabteilungen und Mitarbeiter) miteinander agieren, um einen harmonischen und stabilen Zustand anzustreben. Der Festlegung von definierten Schwellenwerten wurde dabei eine herausragende Funktion zugeschrieben, welche nicht nur die Detektion von schädigenden Ereignissen bestimmt, sondern auch eine Grundvoraussetzung für notwendige Reaktionsmöglichkeiten darstellt.
Ebenfalls wurden die Vor- und Nachteile einer Abkehr von hierarchischen zu heterarchischen Strukturen kritisch thematisiert und die Möglichkeiten der Implementierung eines instinktiven Handelns sowie das Erlernen von Automatismen und Standartprozessen, im Sinne des angeborenen menschlichen Immunsystems, in Wirtschaftsunternehmen diskutiert. Notfallpläne, Übungen und Trainingssituationen erhalten in diesem Kontext eine gesteigerte Relevanz. Hierbei konnte insbesondere zwischen der organisationalen Resilienz und der medizinisch präventiven Verabreichung von Impfungen eine weitere Analogie hergestellt werden. Eine Impfung sollte als eine Art Trigger für Organisationen verstanden werden, welche durch Realereignisse und gezielte Übungen positive Reize setzt und Entwicklungen in der Widerstandskraft ermöglicht.
Zusammengefasst konnte festgestellt werden, dass die anscheinend einfache Frage nach der Bedeutung von Resilienz nicht eindeutig zu klären ist und eine Definition der enormen Bandbreite der Thematik nicht gerecht werden kann. Einigkeit besteht darin, dass unter organisationaler Resilienz ein erstrebenswerter, sicherheitsfördernder, jedoch möglicherweise utopischer Zustand verstanden werden muss, der durch kombinierte Anwendung geeigneter Maßnahmen und Eigenschaften angestrebt, jedoch voraussichtlich nicht zu 100% erreicht werden kann.